Ümminger Friedhof: Verjüngungskur mit Skalpell, Kleber und Draht

Ümminger Friedhof: Verjüngungskur mit Skalpell, Kleber und Draht

Ümminger Friedhof: Verjüngungskur mit Skalpell, Kleber und Draht

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Ümminger Friedhof: Verjüngungskur mit Skalpell, Kleber und Draht

Mit dem Skalpell am Werk: Diplomrestauratorin Jana Nowak bearbeitet vorsichtig einen Stein.

 

Auf dem historischen Ümminger Friedhof herrscht derzeit reges Leben: Fachleute restaurieren die jahrhundertealten Grabsteine.


WeißeGewebeplanen decken wie Zipfelmützen die 76 Grabsteine auf demhistorischen Ümminger Kirchhof ab. Für Freunde der Verpackungskunst istdas - vor allem im Kontrast zum kräftigen grün der Wiese - ein tollerAnblick. Dr. Christoph Hellbrügge, der die Steine mit seinem Teamderzeit saniert, sieht darin mehr den Zweck. "So sind die Steine bis zumAbschluss unserer Arbeiten gut geschützt", erklärt der 61-jährigestudierte Kunsthistoriker und Restaurator.

Hellbrügge zeigt dazu auf mehrere Planen voller Vogelkot. Durch dieExkremente sind die historischen Grabsteine aus Sandstein, von denen dieältesten aus dem Jahr 1623 stammen, nicht nur ein unschöner Anblick.Die Hinterlassenschaften führen auch neben Sonne, Regen und wechselndenTemperaturen zu erneuten Verwitterungsprozessen an den Steinen. "Etwaalle 20 Jahre sollten diese Grabsteine deshalb gereinigt und gesichertwerden", rät der Fachmann.

Was der Restaurator unter dieser denkmalpflegerischen Maßnahmeversteht, führt er anschließend an den Steinen und am Arbeitstisch vor.Das Erfassen und Nummerieren jedes einzelnen Grabsteins in einemKataster bildet den Ausgangspunkt. Hellbrügge und sein dreiköpfiges Teamdokumentieren dazu akribisch alle Schäden, inklusive der aktuellenErhaltungsmaßnahmen.

Reinigen, vorsichtiges Bearbeiten des Steins - auch mit dem Skalpell -und punktgenaues Instandsetzen der aufgefundenen Spalten und Löcherfolgen derzeit. "Wir nehmen von jedem Stein eine Materialprobe, um mitgemahlenem Stein genau dieser Materialqualität und Farbigkeit vermischtmit Epoxitharz die Schäden zu beheben", erklärt der Restaurator. Ziel:Nachfolgende Schädigungen des Grabsteins durch die Reparaturen möglichstzu minimieren sowie diese für das Auge kaum sichtbar zu halten.

Bei größeren Spalten baut Hellbrügge auch dünnen Edelstahldraht ein,um dem Grabstein dort zukünftig mehr Halt zu geben. "Wir bohren dafürmit dem Schlagbohrer drei Millimeter dicke Löcher, legen den Draht einund verkleben alles mit dem vorher extra für den Stein angemischtenMaterial", erklärt der Restaurator.

Für das zielgenaue Verkleben nutzt Hellbrügge so genannte "Packer",kleine runde Plastikstöpsel, die vorab auf die Schadstellen gesetztwerden. Nach dem Austrocknen werden sie abgenommen. "Hier kommt mirmeine Maurerlehre zu Gute, die ich gemacht habe, um damit mein Studiumwährend der Semesterferien zu finanzieren", schmunzelt der Fachmann.Inklusive praktischer Materialkunde.

Pro Tag schafft das Team durchschnittlich einen Stein. Bis Augustsollen alle Steine runderneuert sein. Denn im September ist ein Hoffestbei Schulte Ümmingen geplant, um das Ende der Arbeiten zu feiern.

Die Restaurierungsarbeiten finanzieren die "Bürgerinitiative zurErhaltung des Ümminger Kirchhofs" und die Bochumer Kortum-Gesellschaftmit Unterstützung der NRW-Stiftung. Initiator und Historiker ClemensKreuzer macht sich seit Dezember 2015 stark für diese Arbeiten. Dieseumfassen auch die Sanierung der historischen Grundmauern der 1895 wegenBaufälligkeit abgerissenen "Dorfkirche Ümmingen" im Laufe des Sommers.

Kirchmeisterin Ulrike Frielinghaus von der evangelischenKirchengemeinde Querenburg, der der Friedhof gehört, freut sich. "Es isttoll, wie sehr sich Herr Kreuzer und die Initiative für diesen Kirchhofeinsetzen. Unsere Gemeinde hätte das nicht stemmen können."

Der historische Kirchhof ist auf dem FriedhofÜmmingen (Alte Ümminger Straße/Auf dem Rüggen zu finden. Fördererwillkommen. Spendenkonto: Kortum-Gesellschaft e.V., Sparkasse BochumIBAN: DE25 4305 0001 0001 3597 77, Stichwort "Kirchhof Ümmingen".

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