08/08/2024 0 Kommentare
„Reise durch den Stadtteil“ lädt zum Mitfeiern ein
„Reise durch den Stadtteil“ lädt zum Mitfeiern ein
# Webseiten-Migration
„Reise durch den Stadtteil“ lädt zum Mitfeiern ein
StadtTeilLaden Grumme begeht 30-jähriges Jubiläum unter dem Motto „Grumme ist bunt“
„Wir sind gut aufgestellt im Stadtteil“, freuen sich Sozialarbeiterin Silke Neufeld vom StadtTeilLaden Grumme und Pfarrer Volker Rottmann von der Evangelischen Gemeinde Bochum, Gemeindebezirk Johanneskirche. Gut gelaunt schauen die beiden dem aktuellen 30-jährigen Jubiläum des Sozialprojekts entgegen, das die ehemalige Gemeinde Grumme mit der Evangelischen Hochschule (vormals Ev. Fachhochschule) startete. „1991 nannten wir das ‘Kirche geht in den Stadtteil‘ nach unserem Projektstart in 1986. Heute nennt die Bochumer Stadtverwaltung so einen sozialen Begegnungsort im Quartier ‘Gute Stube‘“, erzählt Pfarrer Volker Rottmann.
„Die Corona-Pandemie hinterließ allerdings eine Delle in unser Arbeit, weil unsere Angebote nicht stattfinden durften und kaum Begegnung möglich war“, ergänzt Silke Neufeld. Regelmäßige Telefonate – vor allem auch mit den Ehrenamtlichen – Hauswurfaktionen für Stammbesucher und die Möglichkeit, das gekochte Mittagessen für zuhause abzuholen, halfen, dass die soziale Distanz nicht zu groß wurde.
Auch der 30. Geburtstag findet am Samstag, 28. August, unter Pandemiebedingungen statt. Anstelle des sommerlichen „Straßenfest an der Ennepestraße“, der langjährige Treffpunkt von Jung bis Alt, gibt es „Eine Reise durch den Stadtteil“ unter dem Motto „Grumme ist bunt“.
Eigentlich sind es drei Touren, die ab 10 Uhr begehbar sind. Die blaue Route startet und endet an der Johanneskirche/Jugendtreff Sit down (Ennepestraße 15). Sie führt quer durch das Flüsseviertel zur Castroper Straße (Länge: 2,8 km). Der Stadtteilladen (Ennepestraße 1), ist der Startpunkt der gelben Route (7,6 km). Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wandern vom Flüsseviertel zur Lutherkirche (Klinikstraße). Von dort geht es nach Grumme-Dorf und zurück zum Stadtteilladen. Die rote Route lädt zur Rundwanderung durch Grumme-Dorf ein. Start und Ziel ist in ökumenischer Verbundenheit die St. Liborius Kirche der katholischen Gemeinde Seliger-Nikolaus-Groß (2,9 km), deren Treff erst ab 14 Uhr besetzt ist. Eine Laufkarte, die es im Internet (www.stadtteilweb.de), an den Startpunkten und unterwegs gibt, weist den Weg.
„Das besondere an unseren Reisen ist, dass es unterwegs Stationen mit Aktionsangeboten gibt. Die meisten übernehmen unsere langjährigen Partner im Stadtteil“, betont Organisatorin Silke Neufeld vom StadtTeilLaden, der in gemeinsamer Trägerschaft von Kirche und Bürgerverein „Leben im Stadtteil e.V.“ ist. Das sind neben der Evangelischen Gemeinde die Grundschulen, Kindertagesstätten, die politischen Ortsvereine, die katholische Nachbargemeinde sowie Bürgergruppen. 20 Anlaufpunkte sind es auf der gelben Route, auf den Kurzstrecken entsprechend weniger.
Zur Geschichte: Der Weg in den Stadtteil begann 1986. Die damalige Evangelische Fachhochschule Rheinland-Westfalen-Lippe, Fachbereich Sozialarbeit, fragte alle evangelischen Gemeinden in Bochum, ob sie Interesse an einer Sozialraumuntersuchung hätten. Die Fragestellung: „Wie können Gemeinden auf eine mit dem Älterwerden einhergehende Veränderung der Lebensbedürfnisse ihrer Gemeindeglieder reagieren?" Einzig die Gemeinde Grumme machte mit, wo der damals 27-jährige Pfarrer Rottmann wirkte.
Die Sozialraumuntersuchung der Studenten stellte fest, dass der Stadtteil Grumme die durchschnittlich älteste Bevölkerung in Bochum hatte. Nach einer Bürgerversammlung unter Federführung der Studierenden mit über 60 Personen startete 1987 das Café „Grummer Treff" an der Johanneskirche.
1991 folgte der StadtTeilLaden im Ladenlokal der Wohnungsgesellschaft VBW. Rausgehen in den Stadtteil hieß die Devise, anstatt auf das Kommen der Stadtteilbewohner in kirchlichen Räumen zu warten. Wenige Wochen später startete das erste Straßenfest. In späteren Jahren bevölkerten bis zu 1000 Menschen die Straße zwischen Kirche und Laden.
Nächste Station war 1993 die Gründung des Bürgervereins „Leben im Stadtteil" als zweiten Träger des Stadtteilladens. „Nun fühlten sich auch die Bürger angesprochen, die mit Kirche nicht viel am Hut haben", erinnert sich Edeltraud Drees, die heutige Vereinsvorsitzende. Mut machten 1999 zwei Auszeichnungen: Die Evangelische Kirche von Westfalen würdigte den Stadtteilladen mit dem Förderpreis Konziliarer Prozess. Das Land NRW zeichnete es als bürgerschaftliches Zukunftsprojekt mit dem Robert-Jungk-Preis aus.
Die Professionalisierung schritt voran. Eine vom StadtTeilLaden organisierte Stadtteilkonferenz brachte in den 90er Jahren die örtlichen Schulen, Vereine, Parteien und Gemeinden zusammen. Der Jugendtreff „Sit down", der sein 20-jähriges Jubiläum mitfeiert, schuf 2001 ein Angebot für den Nachwuchs. Heute sind Patenschaften für Senioren, Familien und Geflüchtete weitere Standbeine des Stadtteilladens. Seit Frühjahr 2021 lädt ein „Stadtgarten“ zum Verweilen ein.
Etwa 40 Ehrenamtliche unterstützen die Arbeit. Seit 2020 gibt es eine institutionalisierte Finanzierung der Quartiersarbeit des Vereins durch die Stadt.
Fritz-Wicho Herrmann-Kümper
Freuen sich auf das 30-jährige StadtTeilLaden-Jubiläum im Stadtgarten (v.l.): Pfarrer Volker Rottmann, Festmitorganisatorin Marit Eckert und Sozialarbeiterin Silke Neufeld. Foto: Fritz-Wicho Herrmann-Kümper
Ein Bild aus der Zeit vor Corona: Die Ehrenamtliche Ruth Joachim bei der Essensausgabe beim Mittagessen im Stadtteilladen. Foto: Fritz-Wicho Herrmann-Kümper
Kommentare