Portraits erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus

Portraits erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus

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Portraits erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus

Martin Hendler (v.l.) Thomas Kersten, Benno Hammerschmidt und Kirsten Hinzmann (nicht im Bild) organisieren die Ausstellung "Leben wollt ich!" in der Christuskirche. Foto: Fritz-Wicho Herrmann-Kümper

Beeindruckende Ausstellungin der Christuskirche in Langendreer

Genau 75 Jahre ist es her, dass die russische Armee am 27. Januar 1945 die überlebenden Insassen des Konzentrationslagers Auschwitz befreite. Seit 1996 ist dieses Datum ein Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus in Deutschland. LaKulTurM - der Verein zur Förderung der Musik an der Christuskirche in Langendreer - nimmt das nun zum Anlass, die Bild-Ausstellung "Leben wollt ich!" der 2009 verstorbenen Künstlerin Sonja Weis zu zeigen. In der Kirche an der Alten Bahnhofstraße 14 ist sie bis zum 28. März zu sehen.

"Uns war es sehr wichtig, den 75. Jahrestag zu gedenken", betont Martin Hendler, 2. Vorsitzender von LaKulTurM. "Dabei geht es uns ebenso wie der Künstlerin darum, dass wir weiterhin möglichst an jeden Einzelnen dieser - zum Teil jetzt schon namenlos gewordenen - Menschen erinnern, die die nationalsozialistische Diktatur aufgrund ihrer Ideologie ermordete", erklärte der Pfarrer und Religionslehrer weiter.

Für das Zusammenstellen der Präsentation mit insgesamt 14 Grafit-Portraits sowie zwei Ölbildern bekannter Personen jüdischen Glaubens besuchte er deshalb Thomas Kersten, den Ehemann der Verstorbenen. Dadurch kamen auch zwei Arbeiten mit in die Ausstellung, die symbolisch für die Opfer des Warschauer Ghetto-Aufstandes in 1942 sowie für den Transport von Millionen an Menschen stehen, deren Leben und Geschichte in den Todeslagern ausgelöscht wurde.

"Der 50. Jahrestag der Befreiung der Konzentrationslager war Anlass für meine Frau, mit Bildern das Ausstellungsprojekt "Leben wollt ich!" zu erschaffen", ergänzt Kersten. Dabei ging es Weis darum, den Charakter der abgebildeten Personen herauszuarbeiten, so der 66-jährige Fotodesigner weiter.

Dabei halfen ihr historische Fotos sowie Biografien zu den Personen. Kersten: "Darüber hinaus wollte sie, dass die Portraits den Betrachter als Gegenüber anschauen, um persönliche Nähe zu schaffen. Ziel der ersten Ausstellung in Unna vor 25 Jahren war dann nicht nur das Erinnern an die zu Unmenschen erklärten Personen. Es ging auch darum, gegen Ideologien zu sensibilisieren, die noch heute Antisemitismus und Rassismus auf ihre Fahne schreiben.

Zu den Portraitierten zählen unter anderem Tagebuchautorin Anne Frank, deren Schwester Margot Frank, die Kinderbuchautorin Else Uri sowie die spätere Literaturnobelpreisträgerin Nelly Sachs. Letztere überlebte die Vernichtungslager, indem sie noch im Mai 1940 ins neutrale Schweden fliehen konnte. Der Reformpädagoge und Schriftsteller Janusz Korczak, an dessen Fürsorge Weis mit einem Ölbild erinnert, hatte nicht so viel Glück. Er ging am 5. August 1942 mit seinen" Waisenkindern " aus dem Warschauer Ghetto ins Todeslager Treblinka und starb zwei Tage später.

Fritz-Wicho Herrmann-Kümper

Die Ausstellung ist bis zum 28. März zu sehen, jeweils dienstags und freitags von 10 bis 12 Uhr (Offene Kirche), vor und nach den Sonntagsgottesdiensten sowie während der Veranstaltungen von KulTurM. Kontakt: kulturm@t-online.de

Das Bild "Leben wollt ich!" der Künstlerin Sonja Weis.

Stummes Erinnern im Gegenüber: Der Junge steht bei Weis symbolhaft für die Opfer des Ghetto-Aufstandes in Warschau 1942.

"Europa 1942" titelt Sonja Weis diese Grafit-Zeichnung. Der namenlose Mann erinnert an die Millionen von Menschen, deren Geschichte durch die Deportation ins Todeslager ausgelöscht wurde. Repros: Fritz-Wicho Herrmann-Kümper

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