Tradition der Ostkirche trifft auf künstlerische Inspiration und Poesie

Mitten in der Osternacht, der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag, haben Bildhauerin Dorothee Schäfer, Artist in Residence im Q1 - Haus für Kultur, Religion und Soziales, und Pfarrer Holger Nollmann vor dem Q1 eine Osterfahne gehisst.

„In der Passionszeit haben Dorothee Schäfer und ich uns mit orthodoxer Ikonographie beschäftigt", erzählt Holger Nollmann. „In der Orthodoxen Kirche spielen bildliche Darstellungen des „Anastasis" (Auferstehung)-Motivs in Form von Ikonen eine zentrale Rolle an den „Heiligen Tagen" von Karfreitag bis Ostern. Dorothee Schäfer hat nun dieses Motiv für unsere Zeit und das Q1 aktualisiert und als Bild gestaltet“, berichtet er. Dem Bild haben Schäfer und Nollmann ein Gedicht der Schriftstellerin Mascha Kaleko zur Seite gestellt.

In der Ostkirche entwickelte sich im 9. Jahrhundert ein Bildtypus, der Christus zeigt, wie er aus der Totenwelt aufsteigt und mit seiner rechten Hand Adam mit sich zieht. Auf der Osterfahne ist auch Eva zu sehen und Jesus, der das Höllenreich des Todes niedertritt.

Die poetischen Worte der jüdischen Schriftstellerin Mascha Kaleko spannen einen zarten Faden zwischen dem Anastasis-Motiv und unseren Wegen, inspiriert durch Ostern: „Versuchen wir's, uns zu erheben", so endet das Gedicht. Offen für Deutungen und Gedanken – so wehen dem Betrachtenden bildliche Gestaltung und Poesie an der Halbachstraße am Q1 entgegen.

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte – und sparsame, wohltuende Worte ergänzen die Wirkung eines Bildes. So entstehen schon seit einem Jahr sogenannte „Mutmachbanner" im Q1 (siehe UK 50/2020), die von Dorothee Schäfer künstlerisch gestaltet werden und für die Holger Nollmann als „Wortscout" fungiert. In dieser Tradition steht auch die neue Osterfahne. Osterfahne und Mutmachbanner sind auch auf der Webseite der Evangelischen Kirchengemeinde Bochum unter www.kg-bochum.ekvw.de zu finden.

Peter Welge

Die von Dorothee Schäfer und Holger Nollmann gestaltete Osterfahne vor dem Q1. Foto: Holger Nollmann

Dem Motiv, gestaltet von Dorothee Schäfer, ist ein Gedicht von Mascha Kaléko zur Seite gestellt.