08/08/2024 0 Kommentare
Ort der Trauer und der Hoffnung
Ort der Trauer und der Hoffnung
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Ort der Trauer und der Hoffnung
Seit 20 Jahren gibt es Beisetzungen von Sternenkindern auf dem Bochumer Hauptfriedhof
„Für die Eltern sind die Trauerfeier und das Gräberfeld ein ganz wichtiger Ort, an dem sie ihrer Trauer um ihr verstorbenes Kind Ausdruck verleihen können.“ Pfarrerin Martina Haeseler weiß, wovon sie spricht. Die Klinik-Seelsorgerin aus dem Augusta-Krankenhaus organisiert gemeinsam mit ihrem katholischen Kollegen Bernhard Zielonka aus dem Elisabeth-Hospital Trauerfeiern für fehl- und totgeborene Kinder in Bochum. Eine Arbeit, die nicht immer leicht ist, aber dennoch erfüllend, und die vor allem den Eltern viel bedeutet.
Seit genau zwanzig Jahren gibt es auf dem Bochumer Hauptfriedhof ein Gräberfeld, auf dem fehl- und totgeborene Kinder, auch Sternenkinder genannt, beigesetzt werden. Bis 2002 gab es für Kinder, die im Mutterleib verstorben sind, kein Recht auf Bestattung. Möglich wurde dies erst mit der Änderung des Bestattungsgesetzes NRW im Jahr 2003. Um Eltern von verstorbenen Kindern einen würdevollen und angemessenen Abschied und eine Bestattung zu ermöglichen, gründete sich in Bochum 2002 eine Arbeitsgruppe – im Juni 2004 fand die erste Sternenkinderbestattung statt.
Vier Mal im Jahr werden seitdem Sternenkinder in einer ökumenischen Trauerfeier in Gemeinschaftsgräbern auf dem Hauptfriedhof beigesetzt. Der Friedhof hat dafür ein besonderes Gräberfeld, den „Ort der Trauer und der Hoffnung“, geschaffen. Im Mittelpunkt steht eine vom Bildhauer Timothy C. Vincent geschaffene Stele aus rotem Naturstein mit 13 Nischen. Für jedes Kind wird während der Trauerfeier eine Kerze entzündet, die anschließend den Eltern übergeben und am Gräberfeld in eine der Nischen in der Stele gestellt wird.
Die Durchführung der Trauerfeiern und die Gestaltung und der Erhalt des Gräberfeldes sind nur dank des großen ehrenamtlichen Einsatzes vieler Beteiligter möglich. Zum zwanzigjährigen Jubiläum der Sternenkinderbestattungen in Bochum kamen viele von ihnen im Juni auf dem Hauptfriedhof zusammen. Angefangen bei den Kliniken und den Seelsorgenden, die auch die Trauerfeiern gestalten, die Bestattungsunternehmen, die die Kosten für Überführung, Särge und Personal und die Gestaltung der Trauerhalle übernehmen, bis zur Friedhofsgenossenschaft und der Friedhofsverwaltung der Stadt Bochum, die sich um die Pflege des „Ort der Trauer und der Hoffnung“ kümmern, arbeiten alle Beteiligten unentgeltlich. Die Trauerfeier und Beisetzung ist für die Eltern somit kostenlos.
„Wir versuchen, die Trauerfeier so religionssensibel wie möglich zu gestalten“, erklärt Bernhard Zielonka. Die Religions- oder Konfessionszugehörigkeit spielt keine Rolle bei der Frage, ob Eltern ihr Kind auf dem Gräberfeld beisetzen lassen möchten. Für die Entscheidung, ob das Gemeinschaftsgrab oder doch eher ein Individualgrab gewählt wird, spielen andere Aspekte eine Rolle, zum Beispiel der Grabschmuck: Da die Sternenkinder zu mehreren in einem Sarg bestattet werden, ist eine individuelle Pflege der Grabstätte nicht möglich. „Für viele Eltern ist es aber auch ein sehr tröstlicher Gedanke, dass ihr – meist ja noch sehr kleines – Kind nicht allein in einem Sarg liegt“, berichtet Martina Haeseler. Die Kinder werden in Seidentücher gewickelt in den Sarg gelegt. Die Tücher gestalten Schülerinnen und Schülern der Jordan-Mai-Schule in Gladback mit der Kunstlehrerin Mechthild Todt. Auch die Eltern erhalten ein Stück des Tuchs – Christiane Eyring, Leitung der Bethanien Sternenkinder Beratung Bochum, bietet Trauerbegleitung für die Eltern von Sternenkindern an und erzählt aus ihren Gesprächen, wie tröstlich dieses Stück Stoff für die Eltern ist, die sich auch dadurch ihrem Kind nahe fühlen können.
80 Trauerfeiern für fehl- und totgeborene Kinder hat es seit 2004 in Bochum gegeben. Das Gräberfeld ist mittlerweile fast vollständig gefüllt, doch das Friedhofsamt hat dem Arbeitskreis bereits Pläne für ein neues Feld vorgestellt. Damit auch weiterhin Eltern von Sternenkindern einen Ort haben, an dem sie um ihre verstorbenen Kinder trauern und sich mit ihnen verbunden fühlen können.
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