Lebendige Friedhofskultur im Wandel der Zeiten

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Lebendige Friedhofskultur im Wandel der Zeiten

In Weitmar wird der Matthäusfriedhof zu einem Ort der Hoffnung

Ein Blickfang für zahlreiche Besucher waren bei der Eröffnung die neuen Basaltsäulen-Kolumbarien. Foto: Fritz-Wicho Herrmann-Kümper

Am Ewigkeitssonntag vor zwei Jahren starteten die drei evangelischen Landeskirchen in NRW die Initiative „Evangelischer Friedhof – Ort der Hoffnung“. Nun gehört nach dem Friedhof Schattbachstraße der Kirchengemeinde Querenburg auch der „Evangelische Matthäusfriedhof“ der Gemeinde Weitmar dazu. Pfarrerin Ursula Borchert und Friedhofskirchmeister Günter Strieso übernahmen die Eröffnung vor gut 50 geladenen Gästen. Das Festprogramm rundete die Eröffnung der Fotoausstellung „Lebens-Orte“ zu unterschiedlichen Friedhofskulturen aus aller Welt ab.


„Evangelische Friedhöfe als Orte der Erinnerung, der Trauer, der Hoffnung und der Verkündigung sichtbar zu machen, ist das Anliegen dieser Initiative. Für unsere Gemeinde heißt das, diesen Ort neu in den Blick zu nehmen“, erklärte Pfarrerin Borchert. So sei der Friedhof mit seiner über 150-jährigen Tradition als „Evangelischer Friedhof Weitmar“ (seit 1854) für viele ein vertrauter Ort. „Er wird besucht in Erinnerung an Menschen, von denen wir Abschied nehmen mussten, verbunden mit der Familie, Freunden und Menschen, mit denen wir zusammenleben und glauben“, sagte Strieso weiter. Zugleich sei er für viele im Stadtteil ein Ort, um Kraft zu tanken - auch in der Mittagspause.

Nun soll der Friedhof noch mehr als bisher ein „Ort der Hoffnung“ werden, für alle, die ihn besuchen. Geschehen solle das zum einen mit manch gutem Wort, hoffnungsvollen Bildern und tröstlichen Gedanken wie auch mit einer Aufwertung durch neue Begräbnisformen. Borchert: „Wir möchten dazu beitragen, Menschen innerlich zu bewegen und es ermöglichen, hier zu trauern, zu erinnern und zu gedenken sowie zu gestalten, zu pflegen und zu bewahren.“

„Der Zeitpunkt für diese Umbenennung kommt gerade recht,“ freute sich Marc Gräf, Bezirksbürgermeister Bochum-Südwest in seinem Grußwort. Sein Grund: „Das Miteinander ist in diesen schwierigen Zeiten wichtiger denn je. Ein Virus bedroht das Leben.“. Da komme diesem Ort eine bedeutende Rolle zu, denn Menschen brauchten solche Orte der Hoffnung.

Ein Zeichen auf dem Friedhof für diesen Neuanfang sind die Basaltsäulen-Kolumbarien, die als neue Bestattungsform auf der Anlage stehen. Steinmetzmeister Konrad Herz (82), der sie erfand, erklärte dazu: „Selbst heute in meinem 67. Lehrjahr suche ich auf Friedhöfen nach Beispielen, die Trauernden guttun. Mit unseren Steinbildhauern entwickelte ich deshalb diese Stelen als persönliche Alternative zur ‘Urnenschrankwand‘.“

Beim anschließenden Friedhofsrundgang fanden die Stelen, inklusive der Bepflanzung unter einer Linde, große Wertschätzung. Strieso: „Inzwischen haben wir auch schon Anfragen dafür. Eine Belegung ist aber erst möglich, wenn die neue Friedhofssatzung genehmigt ist.“

Fritz-Wicho Herrmann-Kümper




Die Fotoausstellung „Lebens-Orte“ des Journalisten und Fotografen Eberhard Franken ist bis zum 16. September in der Matthäuskirche (Matthäusstraße 3) zu sehen. Ob Herz, Buch oder eine Plastik des Verstorbenen als Grabstein - die Schau zeigt vielfältige Erinnerungsmöglichkeiten. „In Amsterdam gibt es sogar Sitzgelegenheiten auf einem Grab, um sich der Toten zu erinnern oder mit ihnen Zwiesprache zu halten“, berichtete Franken bei der Eröffnung. Die Wanderausstellung „Lebens-Orte“ zeigt Bilder von 15 Friedhöfen aus 14 Städten auf drei Kontinenten. Das Palliativnetz Bochum finanzierte das Projekt. Öffnungszeiten: dienstags 15 - 17 Uhr, donnerstags 9 - 11 Uhr, sonntags, vor und nach den Gottesdiensten. WH

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