Körperliche Geborgenheit im Glauben finden

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Körperliche Geborgenheit im Glauben finden

Entspannte Teilnehmer beim "christlichen Yoga" im Hustadtzentrum der evangelischen Kirchengemeinde Querenburg. Fotos: Fritz-Wicho Herrmann-Kümper

Querenburger Gemeinde bietet Seminar zum Thema "Körper und Vertrauen" an

Stimme und Klangschale: Bewegungspädagogin und Yogalehrerin Pia Wick.

"Diese Veranstaltung hat mir Gott nähergebracht, indem es für mich nun einen Weg zur inneren Zufriedenheit gibt." Diese Bilanz zog Besucherin Gabi Milewski aus Wattenscheid bei der zweitägigen Veranstaltung "Körper und Vertrauen. Ein ganzheitlicher Blick auf den Menschen" der evangelischen Kirchengemeinde Querenburg. Gemeindepfarrerin Adelheid Neserke organisierte sie mit Yogalehrerin und Bewegungspädagogin Pia Wick. 35 Besucher zeigten Interesse an der Thematik, die inhaltliche Zugänge mit praktischen Übungen aus dem "Christlichen Yoga" verknüpfte.


"Ich habe schon seit längerem einen neuen Weg für mich zum Glauben gesucht", erzählt Gabi Milewski, Mitarbeiterin einer sozialen Einrichtung. Sie praktiziert schon seit einiger Zeit Yoga, um sich zu entspannen. Dass sie das mit ihrem Glauben (er-)leben kann, ist für sie eine neue Erfahrung.

"Bei den praktischen Übungen konnte ich mich ganz von meinem Alltag lösen und meinen Glauben im Wortsinne erleben", berichtet Maria Kreidler. "Für mich war spannend, dass ich das, was ich in meinem Glauben praktiziere - ein Zusammengehen von Körper, Geist und Seele -, nun wissenschaftlich untermauert bekam", sagt das Gemeindemitglied weiter. Etwa beim Gebet. Kreidler: "Da öffne ich immer die Hände, um Gottes Geist zu empfangen."

Prof. Dr. Claudia Jahnel, die Interkulturelle Theologie an der Ruhr-Universität lehrt, berichtete vorab, dass das Falten der Hände zum Gebet für Christen im Mittelalter eine den Körper betonende Bedeutung hatte. "Durch die Aufklärung gerieten diese Formen des gelebten Glaubens in Kirche und Theologie jedoch in Vergessenheit und machten diesen zur persönlichen Kopfsache", stellte Jahnel dazu fest.

Dabei sei die Kirchengeschichte "voll von Beispielen, in denen die Beziehung zwischen Mensch und Gott mit zum Teil gravierenden Transformationen einhergehe. Als Beispiel zitierte sie dazu: "Mein Sohn, ist dein Herz weise, freut sich auch mein Herz, es jubeln meine Nieren, wenn deine Lippen reden, was recht ist (Sprüche 23, 15)."

Jahnel: "In den östlichen Religionen wie Buddhismus und Hinduismus wird diese körperbezogene Spiritualität bis heute gelebt. Das macht deren aktuelle Faszination für Christen aus, die auf der Suche nach einer Ganzheitlichkeit ihres persönlichen Glaubens sind."

Mit dieser Aussage sprach die Professorin Mitorganisatorin Pia Wick aus der Seele. "Als ich Anfang der 2000er Jahre - zunächst für mich - das 'Christliche Yoga' entwickelte, war ich auf der Suche nach einer ganzheitlichen Form, Glauben zu leben", erinnert sie sich. "Beim Yoga gelang es mir nicht nur eine Verbindung von Körper und Geist zu schaffen, sondern auch die Bibel als Grundlage meines Glaubens für mich in allen Facetten erlebbar zu machen."

Bei den Atemübungen, zu denen Wick die 35 Besucherinnen und Besucher einlud, wurde das deutlich. "Spüre wie der Atem kommt und geht. Spüre wie dein Körper von Gott gehalten wird mit allem, was du mitbringst", sagte sie da unter anderem. Gabi Milewski und Maria Kreidler gingen bei so viel Geborgenheit entspannt mit.

Fritz-Wicho Herrmann-Kümper

Frau Pfarrerin Neserke, was ist „christliche Yoga“?

Pfarrerin Adelheid Neserke. Foto: KK

Premiere in Querenburg: Erstmals fand im Hustadtzentrum ein Seminar zum Thema „Körper und Vertrauen. Ein ganzheitlicher Blick auf den Menschen" statt. Im Gespräch mit Fritz-Wicho Herrmann-Kümper erläutert Pfarrerin Adelheid Neserke, was sich hinter dem Titel.


??: Das Thema "Körper und Vertrauen" ist eine ungewöhnliche Kombination für evangelische Christen, die eher eine kopfgesteuerte Beziehung zu ihrem Glauben haben. Was hat Sie trotzdem dazu bewogen, diesen Spagat zu wagen?

Adelheid Neserke: Die Yogalehrerin und Bewegungspädagogin Pia Wick und ich kennen uns seit rund zwei Jahren. Wir stellten schnell fest, dass das „Hören auf den Körper“ für uns beide sehr wichtig ist: Wir nehmen Signal des Körpers ernst und versuchen herauszuhören, was jeweils dran ist.

Für mich war neu, dass Pia ihren Glauben und vor allem biblische Aussagen über die Geschöpflichkeit des Menschen mit Körperübungen - besonders mit Yoga - verbindet. Ich lud sie im vergangenen Jahr ein, mit mir einen Gottesdienst zum Thema „Da sitzt mir was im Nacken“ vorzubereiten. Als Bibelstelle wählten wir Matthäus 11, 28-30 aus, wo Jesus vom 'sanften Joch' spricht. Mit der Gemeinde betrachteten wir dann zuerst den Nacken und die Schultern und riefen uns in Erinnerung, was da alles so darauf lastet und drückt. Wir lockerten und massierten die Schultern. So sensibilisiert hörten und verstanden die Gottesdienst-Besucherinnen und n- Besucher das Bibelwort ganz anders. Der Mensch ist eben beseelter Leib und nicht nur „Kopf“.

??: Wie kam es zur Veranstaltung?

AN: Pia Wick und ich haben das Buch „Der Selbstheilungscode“ von Tobias Esch gelesen. Der Arzt und Hirnforscher hat da nicht nur den Körper bei der mentalen Selbstheilung im Blick, sondern macht sich bei der Gesundheitsvorsorge auch für das Vertrauen auf Gott stark. Dem konnten wir zustimmen und entwickelten einen Studientag mit Vorträgen und „christlichem Yoga“. Die Vorträge sollten interdisziplinär sein, d.h. Medizin und Theologie miteinander verbinden.

Für den Auftakt konnten wir Prof. Dr. Lutz Neugebauer gewinnen, der Menschen musiktherapeutisch unterstützt. Sein anschaulicher Vortrag verdeutlichte, dass die Musik, eine andere Ebene als die Naturwissenschaften (Medizin) und die Geisteswissenschaften (Theologie) im Menschen zum Schwingen bringen kann. So kann Musiktherapie Menschen auf eine Weise ansprechen, die sie über sich hinauswachsen lässt. Die beiden Professorinnen Dr. Claudia Jahnel (Evangelische Theologie) und Dr. Antje Klinge (Sportwissenschaften) von der Ruhr-Universität brachten ihre religionssoziologischen und körperbezogenen Perspektiven ein.

??: Wird das Thema in der Gemeindearbeit eine Fortsetzung finden?

AN: Wir bieten bereits zweimal in der Woche einen Kurs „christliches Yoga“ an. Zudem ist am 19. Januar 2020 ein Kreuz&Quer-Gottesdienst rund ums Thema Licht - mit „christlichem Yoga“ - in Planung. Und in der zweiten Jahreshälfte wird es eine Neuauflage der Studientage „Körper und Vertrauen“ geben.

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