Kirchenmusik verkündet die christliche Botschaft

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Kirchenmusik verkündet die christliche Botschaft

Kirchengemeinde Weitmar verabschiedet Kirchenmusikerin Ute Wiegard nach 36 Dienstjahren

Am wichtigsten ihrer Arbeitsplätze: Ute Wiegard bespielt die „Raupach“-Orgel in der Matthäuskirche. Foto: Fritz-Wicho Herrmann-Kümper

Offiziell Abschied nehmen von Ute Wiegard, der langjährigen Kirchenmusikerin, hieß es nun in der Evangelischen Kirchengemeinde Weitmar. Pfarrerin Ulrike Menzel und die Gemeinde verabschiedeten sie mit einem festlichen Gottesdienst in der Matthäuskirche. 36 Jahre arbeitete sie auf dieser Stelle.

„Was Ute Wiegard aus dieser Zeit unserer Gemeinde erzählen kann, würde Bände füllen. So viel hat sie erlebt und bewegt. Dabei verstand sie selbst die Kirchenmusik immer als mit dem gesprochenen Wort gleichberechtigtes Medium der Verkündigung“, erklärte Ulrike Menzel.

Im Gespräch blickt Ute Wiegard selbst auf diese Zeit zurück. „Eigentlich bin ich schon länger dabei. 1967 trat ich als 10-Jährige in den Flöten- und Mädchenchor der Gemeinde unter Leiterin Martha Lossau ein“, erzählt die 66-Jährige. Das macht somit bisher 55 aktive Jahre rund um Kirche und Gemeindehaus. Da sie noch Orgelvertretungen übernimmt, bis die Stelle wiederbesetzt ist, und außerdem den Flötenkreis weiterhin leitet, bleibt sie der Gemeinde erhalten.

Der Organistin war die Gemeinde quasi schon in die Wiege gelegt, denn die Mutter wirkte über viele Jahre als Presbyterin. Die Oma war zudem in der Frauenhilfe aktiv, wohin die kleine Ute sie auch immer wieder begleitete. Der Anstoß, aktiv zu werden, kam jedoch von außen. „In der fünften Klasse auf der Schillerschule weckte der Musiklehrer mein Interesse am Blockflötenspiel. Ich merkte, die Flöte ist mein Ding“, erinnert sie sich. Der Musiklehrer verließ die Schule und Ute Wiegard machte weiter. Nun in Weitmar.

Gleichzeitig wollte sie auch in den Gemeindechor eintreten, weil Singen für sie immer das Schönste war. Das verhinderte aber die Mutter: „Da kannst du nicht hingehen. Das ist ein Chor für Erwachsene!“ Vier Jahre später – nach der Konfirmation im Mai 1971 – war es so weit: als 14-jährige trat Ute Wiegard dem Chor bei. „Schließlich war ich jetzt im kirchlichen Sinne erwachsen“, lacht die Kirchenmusikerin. Da in dieser Zeit auch andere junge Frauen zum Chor stießen, blieb sie nicht lange das einzige Küken, das gefördert, gefordert und bisweilen bemuttert wurde.

1986 kam es zur Festanstellung als nebenberufliche Kirchenmusikerin. Dazu studierte Ute Wiegard zuvor Kirchenmusik in Gelsenkirchen. „Einen Einstieg in die Themen Dirigat, Stimmbildung, Harmonielehre und Vom-Blatt-Singen erhielt ich bereits 1973/74, als ich einen Vorbereitungskurs der Stadt Bochum für deren Philharmonischen Chor besuchte“, erzählt sie. Danach übernahm sie bereits vertretungsweise die Chorleitung in der Gemeinde. Inzwischen leitet sie ihn seit 1986. Etwa 2000 kam der Flötenchor „Weitmarer Holz“ hinzu.

36 Jahre lang gab es dann kein Ostern und kein Weihnachten mehr ohne den Dienst in der Kirche. An Heilig Abend waren das bisweilen vier Gottesdienste. Durch die Adventsfeiern der verschiedenen Gemeindegruppen gab es auch schon in der Vorweihnachtszeit zeitliche Engpässe für die Familie. „Mein Mann und meine Töchter trugen das all die Jahre mit“, erklärt Ute Wiegard dankbar.

Ein persönlicher Höhepunkt ihrer Tätigkeit wurde die Instandsetzung der "Raupach"-Orgel in der Kirche in 1999/2000. „Mit kreativen Ideen und großem persönlichem Einsatz aller Beteiligten bekamen wir das hin“, berichtet Ute Wiegard. So bauten Gemeindemitglieder damals unter anderem die Orgelpfeifen mit aus.

Außer zu Gottesdiensten spielte die 66-Jährige auch bei Beerdigungen und Hochzeiten. Hinzukamen zahlreiche weitere Aufgaben. Etwa das jährliche Krippenspiel oder auch Orgelführungen. Kein Wunder, dass die Kirchenmusikerin ein Anekdotenbuch über diese lange Zeit schreiben könnte. Etwa von eiligen Brautpaaren, die schon vor dem Eheversprechen ihr „Ja-Wort“ geben wollten, urkomischen Situationen bei Proben oder auch von besonderen Erlebnissen mit ihren Pfarrern.  

Die Kirchenmusikerin bereut keine Sekunde ihres Arbeitslebens. „Für mich war das eine schöne Form, die christliche Botschaft verkündigen zu dürfen. Das hat sich dann so entwickelt und fühlt sich so richtig gut an. Ich wurde zudem für eine Arbeit bezahlt, die mir Spaß machte“, erklärt sie. Wer kann das schon aus ihrem/seinem Berufsleben erzählen?

Fritz-Wicho Herrmann-Kümper

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