08/08/2024 0 Kommentare
In Querenburg erschallte die Totenglocke vom Kirchturm
In Querenburg erschallte die Totenglocke vom Kirchturm
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In Querenburg erschallte die Totenglocke vom Kirchturm
Der evangelische Friedhof „Schattbachstraße“ wird 125 Jahre alt
Drei große Lindenalleen geben dem 125 Jahre alten evangelischen Friedhof an der Schattbachstraße eine besondere Würde.
„Ich genieße hier die Natur mit dem Zwitschern der Vögel, und dass es – vor allem auch zwischen Besuchern und Mitarbeitern - sehr persönlich zugeht“, erklärt Friedhofsgärtner Andreas von Sondern. Seit 25 Jahren kümmert er sich mit zwei weiteren Kollegen um den Friedhof „Schattbachstraße“ der Evangelischen Kirchengemeinde Querenburg, der seit 125 Jahren besteht.
Denn am 21. April 1895 weihte die Vorgängergemeinde „Ümmingen“ den Friedhof ein. Die erste Beerdigung fand kurz darauf statt.
Die Gemeinde konnte das Jubiläum jetzt aber nicht feiern, da die Corona-Krise bis heute keine Großveranstaltungen zulässt. „Vielleicht gelingt es uns im nächsten Jahr das Ereignis nachzufeiern“, hofft Friedhofskirchmeisterin Ulrike Frielinghaus.
Der Friedhof, der als Ersatz für den im Dezember 1880 geschlossenen historischen Friedhof von „Ümmingen“ (Auf dem Rüggen) diente, hat seitdem seine heutige Größe von 2,4 Hektar behalten. Auch die drei bis zu 150 Meter langen Alleen, die in historischen Zeiten mit Sommerlinden zur Unterteilung der drei Grabfelder bepflanzt wurden, blieben. Heute machen die hoch gewachsenen alten Bäume einen Teil der besonderen Würde der Anlage aus.„Bis in die 60er Jahre gab es vor allem Großgrabstätten. Sie machten 40 Prozent der Grabstätten aus“, weiß der Friedhofsgärtner aus alten Unterlagen. Belegt wurden sie von
eingesessenen Gemeindemitgliedern aus den angrenzenden BauernschaftenLaer, Querenburg, Steinkuhl und Ümmingen.
Hinzukamen eine Reihe vonkleineren Grabanlagen. Es gab allein die Erdbestattung. EinBestattungsrecht hatten nur Menschen evangelischen Glaubens, da es einstreng konfessioneller Friedhof war.
Seit den 60er Jahren hat sich viel verändert. Die KirchengemeindeQuerenburg als neuer Träger gründete sich, nachdem aufgrund des Baus derRuhr-Universität neue Wohnbezirke wie die „Hustadt“ im Umfeldentstanden. Mit damals zahlreichen neuen Gemeindemitgliedern.
„Alsich hier ab 1978 meine Lehre machte, waren 15 Prozent der Beerdigungenschon Feuerbestattungen“, erinnert sich von Sondern. Heute machen siemit 70 Prozent den größten Teil aus. „Viele davon sind Rasengräber, weilMenschen ihren Angehörigen nicht mehr die Pflege eines Grabes für dienächsten 25 Jahre auferlegen wollen“, ergänzt Frielinghaus: „DerFriedhof bekommt ein uniformierteres Aussehen.“
Die Gemeindereagierte auf diese Entwicklung. Seit April gibt es die neuegärtnerbetreute Gemeinschaftsgrabanlage „Garten der ErinnerungSchattbach“. Hier können sich Menschen in fünf unterschiedlichenThemengärten – von Hainbestattung, über "Bauerngarten" bis hin zumediterranem Flair
in Urnen bestatten lassen. Gleichzeitig entstand einkleiner Park, umdie Friedhofskultur wieder aufzuwerten. Die aktuelleFriedhofssatzunglässt zudem die Beerdigung ohne Religionszugehörigkeitaufgrund derveränderten Bestattungskultur zu.
Das erste Gebäudeauf dem Friedhof war ein Totengräberhäuschen fürkleine Andachten. „Mehrwar nicht nötig, weil die Menschen noch zuHause aufgebahrt wurden“,erzählt von Sondern. 1952 errichteteArchitekt Kurt Peter Kremer dieerste Kapelle. In den 70er Jahrenfolgte die Heutige. Sie hatAufbahrungsräume, in denen sich dieAngehörigen jederzeit in Würde vonihren Verstorbenen verabschiedenkönnen. Wirtschaftsgebäude sowie einGlockenturm (errichtet 1997)ergänzen den Bestand.
ErsterTotengräber wurde Wilhelm Reinhard, dessen Grab heute zu denältestenauf der Anlage zählt. Mit seiner Familie versah er von 1883bis 1908auch das Küsteramt an der neugotischen Ümminger Kirche(1887-1975). „BeiBeerdigungen schachtete er deshalb nicht nur das Grabaus undverschloss es anschließend. Er begleitete auch den Trauerzug,indem ernach der Trauerfeier vom Kirchturm die Totenglocke schlug“,erzählt vonSondern, der in fünfter Generation im Amt ist. So machtenes auchReinhards Nachfolger Wilhelm Beckmüller (1908-1923), HeinrichvonSondern (1923-1945) sowie Emil von Sondern (1945-1967) - bis dieKapellegebaut wurde.
Fritz-Wicho Herrmann-Kümper
Der Grabstein von Wilhelm Reinhard erinnert auf der mittleren Lindenallee an den ersten Totengräber des Friedhofs. Dahinter moderne Einzelgräber. Fotos: Fritz-Wicho Herrmann-Kümper
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