Gemeinde hat am Buß- und Bettag eine neue Gottesdienstreihe gestartet

Blau-violettes Licht und Kerzen. Mit ihrem „anderen“ Gottesdienst sprachen die Pfarrerinnen Stefanie Alkier-Karweik (v.l.) und Christine Böhrer sowie Pianist Oliver Schroer die Sinne an. Foto: Fritz-Wicho Herrmann-Kümper

Wie kann ich Menschen für einen Gottesdienst ansprechen, die diesen normalerweise kaum besuchen? Diese Frage bildete im August 2019 den Ausgangspunkt für die Planung der neuen Gottesdienst-Reihe „Erfrischend anders“ in der Evangelischen Kirchengemeinde Stiepel. Beim diesjährigen „Buß- und Bettag-Gottesdienst“ ging sie an den Start. Allerdings unter Corona-Bedingungen.

Ergebnis: ein „Blues- und Bettag-Gottesdienst“, so sein Motto. Die Besucher in der fast bis auf den letzten Platz besetzten Kirche erlebten zahlreiche gefühlsstarke Eindrücke. Das begann mit einem blauviolett ausgeleuchteten Altarraum und setzte sich fort in ansprechenden Bibeltexten und Musik. Keine Predigt. Die Liturgie trat deutlich zurück.

Auch inhaltlich passierte viel bei der von den Pfarrerinnen Stefanie Alkier-Karweik und Christine Böhrer zusammen mit Pianist Oliver Schroer gestalteten Andacht. So stand passend zum Buß- und Bettag zwar zunächst die Schuld im Vordergrund, die ein Mensch als Sünder auf sich geladen hat. Am Ende ging es aber um die Hoffnung auf einen Neuanfang nach der Vergebung dieser Schuld. Die inhaltliche Klammer bildeten das Luther-Lied „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“ (EG 299) - kraftvoll hinein gesprochen in das abgedunkelte Kirchenschiff – sowie zum Trost ein Gedicht der Lyrikerin Mascha Kaléko.

„Uns war wichtig bei diesem Gottesdienst, durch Text und Musik schweren Gefühlen Raum zu geben, aber auch aufzuzeigen, dass durch ein Umdenken Licht am Ende des Tunnels besteht“, erklärt Pfarrerin Böhrer. „Buße ist für mich, dass falsche Handlungen durch neues Handeln einen versöhnlichen Abschluss erfahren“, ergänzt Alkier-Karweik.

Die nächsten Gottesdienste aus der Reihe „Erfrischend anders“ finden am 17. Januar um 10 und um 11 Uhr in der Stiepeler Dorfkirche statt. Pfarrerin Böhrer bereitet diese mit einem Team vor: „Die Gottesdienste werden von unterschiedlichen Gemeinde-Teams erarbeitet. Dabei darf viel experimentiert werden. Wir probieren neue Verkündigungsformen und liturgische Elemente aus. Auch musikalisch wird es eine große Bandbreite geben. Die althergebrachten Bilder davon, wie ein Gottesdienst zu sein hat, wollen wir bewusst durchkreuzen.“ Die Arbeitsgruppe Gottesdienst entwickelte die Reihe, die im kommenden Jahr im Januar, März, Mai und Juli fortgesetzt wird.

Fritz-Wicho Herrmann-Kümper