Diebe stehlen Dornenkrone

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Diebe stehlen Dornenkrone

Relief war Teil des Kunstwerks "Gedenkstätte" von Wolfgang Kreutter auf dem evangelischen Friedhof in Langendreer

Entsetzen in Langendreer: Unbekannte Täter haben im Innenhof der Kapelle auf dem evangelischen Friedhof das Wandrelief "Dornenkrone" des Künstlers Wolfgang Kreutter (1924-89) gestohlen.


Das fast vier Meter lange und bis zu 30 Zentimeter breite mit stilisierten Dornensplittern besetzte Kunstwerk aus Bronze (Kupfer-Zinn-Legierung) wurde dabei an den drei Mauerankern abgesägt und anschließend abtransportiert. "Die Diebe müssen die Aktion professionell vorbereitet und das Relief mit einem größeren Fahrzeug abtransportiert haben", vermutet Friedhofsverwalter Peter Bastendorf. Die Gemeinde erstattete sofort Anzeige bei der Polizei.

Der Diebstahl geschah in der Nacht auf Donnerstag (15. November). "Am Mittwoch um 14 Uhr hing es nach der letzten Beerdigung noch an seinem Platz", erinnert sich Bastendorf. Das Fehlen des Kunstwerks stellte er am Donnerstagmorgen gegen 9.30 Uhr fest, als er den Hof und die Kapelle vor der ersten Beerdigung des Tages inspizierte.

"Das ist ein großer Schaden für unsere Kapelle", betont der langjährige Mitarbeiter der Kirchengemeinde. "Die 1966 von dem Siegerländer Künstler geschaffene Arbeit erinnerte an alle Opfer von Krieg und Gewalt und setzte ihnen damit ein Mahnmal", so Bastendorf weiter.

Weitere Besonderheiten des Reliefs arbeitete Kunsthistorikerin Dr. Isolde Arends 1998 in ihrem Buch zu Wolfgang Kreutter heraus: "Immer haben Menschen zerstört, geschunden und geschlagen. Und die Spirale der Gewalt setzt sich fort. Gleichnishaft, so führt Kreutter diesen Gedanken in seinen "Betrachtungen beim Bau der Gedenkstätte" aus, ist uns die Dornenkrone Christi im Gedächtnis geblieben, ein Gleichnis für unser Tun: damals aus Holz und Sträuchern gebunden, in den vergangenen Kriegen in Metall gepreßt", schrieb die langjährige Presbyterin der evangelischen Kirchengemeinde Wiemelhausen.

Zum künstlerischen Konzept schreibt Arends weiter: "Als Mahnung und Trost wollte Kreutter die Stätte verstanden wissen." Und zitiert den Künstler, für den das Relief nur ein Teil seiner Arbeit ist, da es mit seinem zeitgleich hergestellten Wandrelief "Himmlisches Jerusalem" (1966) hinter dem Altar im Innenraum ein Gegenüber hat: "Wie die Dornenkrone nur ein Teil der Architektur, so ist das Leiden Christi nur ein Teil unserer Erlösung." Das himmlische Jerusalem aus der Offenbarung des Johannes als Ort des Trostes also.

Friedhofsverwalter Bastendorf hofft nun, dass das Kunstwerk wieder auftaucht, weil den Tätern durch die breite Öffentlichkeit der Weiterverkauf des Kunstwerks als Altmetall zu risikobehaftet wird. "Uns genügt es, wenn die Arbeit entweder wieder am Friedhof auftaucht, oder wir einen Tipp bekommen, wo wir es abholen können."

Die Polizei bittet um Hinweise unter den Rufnummern 0234 / 909-8205 und 0234 / 909-4441.

                                                                   Fritz-Wicho Herrmann-Kümper

Über 50 Jahre hing die "Dornenkrone" des Künstlers Wolfgang Kreutter (1924-1989) im Innenhof der evangelischen Friedhofskapelle in Langendreer. Foto: Gemeinde

Nach dem Diebstahl der "Dornenkrone" ist die Wand verwaist.

Friedhofsverwalter Peter Bastendorf zeigt auf einen der drei Wandstifte, an der die "Dornenkrone" befestigt war. Deutlich ist die Schnittstelle am durchgesägten Stift zu erkennen. Fotos: Fritz-Wicho Herrmann-Kümper

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