Begegnung von Kirche und Kunst im Westend

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Begegnung von Kirche und Kunst im Westend

Bildhauerin Dorothee Schäfer hat ihr Atelier seit fünf Jahren im "Q1" der evangelischen Kirchengemeinde

Dorothee Schäfer bei der Arbeit auf der Kirchenempore der ehemaligen Friedenskirche. Ein Modell aus Ton entsteht für eine spätere Stein-Plastik. Foto: Fritz-Wicho Herrmann-Kümper

 

Vorsichtig drückt Dorothee Schäfer mit den Fingern weichen Ton ans rechte Bein der Figur und verstreicht diesen zum Fuß. Unter ihren kräftigen Händen wächst der Körper nach und nach auf der Orgelempore des Stadtteilzentrums Q1 in Stahlhausen. Die Bildhauerin hat dort seit rund fünf Jahren ihr Atelier als "Künstlerinnenresidenz". Einmalig in Bochum, dass eine Künstlerin tagtäglich in einer ehemaligen Kirche arbeitet.


Das sieht die 55-Jährige ebenso: "Das ist schon klasse, in einem so weiten Raum zu wirken." "Hier habe ich viel Platz, kann schnell mal etwas mit dem Beamer an die Wand werfen oder in den Raum stellen, um jeweils die Raumwirkung dieser Arbeiten zu testen. Zudem bin immer wieder im Austausch mit Leuten. Das beflügelt meine Kreativität", erklärt Schäfer.

Aber sie sieht auch Schwächen. Etwa für ihre Bildhauerei. "Skulpturen kann ich nur draußen erschaffen, da der dabei entstehende Staub sich ansonsten in alle Ritzen im Raum setzen würde", betont sie. Das heißt: Plastiken aus Stein entstehen auf einer Freifläche im Schatten des Kirchturmes. Entwürfe dazu entstehen auf der Empore. Egal ob als Zeichnung oder in Ton modelliert.

"Eine in Stein gehauene Kopie dieses derzeit entstehenden Modells aus Ton wird bald den Kopfbereich einer Grabstele auf dem Friedhof Pestalozzistraße schmücken", erklärt Schäfer zu der in Arbeit befindlichen Figur. Die Evangelische Kirchengemeinde Eppendorf-Goldhamme, zu der der Friedhof gehört, hat sie in Auftrag gegeben. Auf der Stele für ein Urnengräberfeld werden später die Namen Verstorbener stehen.

Dadurch bekommen Angehörige und Freunde einen Erinnerungsort, ohne dass sie sich um die Grabpflege kümmern müssen. Die schlichte Figur, die später noch einen großen Umhang tragen wird, drückt dann symbolhaft Gottes Trost und Schutz aus, der über den Tod hinausreicht.

"Mein Arbeiten hier tut dem Haus und den Menschen gut. Zumeist ist dadurch jemand da und ansprechbar", erklärt Schäfer weiterhin. Ihre Anwesenheit vereinfacht somit die alltägliche Zusammenarbeit für alle, die das Haus nutzen. Zeitgleich bietet sich dadurch für Besucher die Möglichkeit, einen Blick auf ihre Kunstwerke zu werfen, die im und am Haus verteilt sind. Darunter viele, die normalerweise ein Atelier oder ein Kunstmuseum niemals betreten würden.

Darüber hinaus gibt die Kulturschaffende Kurse. Sie bringt somit neben Beratungsarbeit und Erwachsenenbildungskurse kulturelles Leben ins Haus. Etwa der "Kreative Montag" für Menschen von 9 bis etwa 90 Jahren, der regelmäßig stattfindet. Oder die Kinderkurse mit dem benachbarten Evangelischen Familienzentrum "Kindervilla Pfiffikus". Ferienkurse mit Kindern aus dem Quartier kommen hinzu.

„Dorothee Schäfer ist ein Schatz für unser Haus", freut sich Gemeindepfarrer Holger Nollmann. "Mit ihrem kreativen künstlerischen Schaffen, das sie so offenherzig mit den Menschen teilt, und mit ihrer ganzen Art eröffnet sie vielen einen neuen und erweiterten Blick auf sich selbst und auf die Welt, die sie umgibt."

Beispielhaft dafür seien ihre Kurse, sagt Nollmann. "Dort finden sich immer wieder Menschen ganz unterschiedlicher ethnischer, kultureller und religiöser Herkunft zusammen. Der integrationspolitische Wert dieses Wirkens könne gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Fritz-Wicho Herrmann-Kümper

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