Auf jüdischen Spuren unterwegs

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Festival „Musik & Kultur in westfälischen Landsynagogen“ macht Station in Gronau-Epe

„Musik und Kultur in westfälischen Landsynagogen“, so ist das Festival der Evangelischen Stadtakademie Bochum überschrieben. Als Beitrag zum Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ weitet es den Blick über Bochum hinaus und stellt die lange vergessenen Landsynagogen in den westfälischen Gemeinden in den Mittelpunkt. Ende August machte das Festival im Gronauer Ortsteil Epe Station.

Im Mittelpunkt stand auch an diesem Nachmittag die ehemalige Synagoge in Epe – im wahrsten Sinne des Wortes. „Jede unserer Veranstaltungen besteht aus drei gleichwertigen, gleich wichtigen Teilen“, erläuterte Dr. Manfred Keller, Leiter des Festivals, in seiner Einführung den Ablauf des Tages. Zwischen einem literarischen Teil zu Beginn und einem festlichen Konzert zum Abschluss richte sich der Fokus auf die jüdischen Spuren vor Ort. In Epe ist dies u.a. die 1907 eingeweihte und in der Pogromnacht 1938 zerstörte Synagoge in der Wilhelmstraße.

Noch im Dezember 1938 von der Gemeinde Epe gekauft, hatte das Gebäude in den darauffolgenden Jahrzehnten viele verschiedene Funktionen. Zeitweise wurde es als Feuerwehrgerätehaus genutzt: Noch heute sind in der Außenmauer die Spuren des großen Feuerwehrtores zu erkennen. Heinz Krabbe, Vorsitzender des Förderkreises Alte Synagoge Epe, stellte den Besucherinnen und Besuchern die Pläne des Vereins zur Rückgewinnung der Synagoge vor. „Die Synagoge soll ein Haus der Erinnerung, ein Haus des Lernens, ein Haus der Begegnung und der Kultur werden“, kündigte er an. Im Zentrum steht dabei die Erkennbarkeit des Gebäudes als Synagoge von außen, aber auch die Raumerfahrung im Inneren.

In zwei Gruppen konnten sich die Besucherinnen und Besucher bei einem Gang zur Synagoge ein eigenes Bild machen. Ohne die Begleitung durch die Vorstandsmitglieder Rudolf Nacke und Norbert Diekmann wären die meisten an der Synagoge wohl vorbei gegangen, die sich in ihrem aktuellen Zustand äußerlich nicht von den anderen Wohngebäuden in der Wilhelmstraße unterscheidet. Erst nach Betreten des Gebäudes fallen die besonderen Fliesen, Brandspuren und die zugemauerten Rundbogenfenster ins Auge. Auch die Mikwe, das Tauchbad, ist zu erkennen.

Eingeleitet hatte den Nachmittag die Schriftstellerin Andrea Behnke mit einer Lesung aus ihrem Kinder- und Jugendbuch „Die Verknöpften“, das Anfang des Jahres erschienen war. Darin erzählt sie die Geschichte einer Freundschaft zwischen drei jüdischen Kindern und einem nicht-jüdischen Kind in Bochum Ende der 1930-er Jahre. Der Roman beruht auf realen Begebenheiten und würdigt die jüdische Lehrerin Else Hirsch, die im Buch Ilse Hirschberg heißt und vielen Kindern mit den Kindertransporten aus Bochum 1939 das Leben rettete.

In der Evangelischen Stadtkirche in Gronau klang der Nachmittag mit dem Konzert „Bible Poems“ mit Semjon Kalinowsky (Viola) und Professor Torsten Laux (Orgel) aus. Mit den mal feierlichen, mal bewegten Klängen endete ein ebenso informativer wie bewegender Tag in Epe, der die jüdische Tradition und insbesondere die jüdische Geschichte in Epe erlebbar machte.

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